Badr Shakir as-Sayyab

Badr Shakir as-SayyabDeine Augen sind zwei Palmenhaine im Morgenrot
Zwei Balkone, von denen der Mond sich entfernt
Wenn deine Augen l?cheln, belaubt sich der Wein
Und Monden gleich tanzen die Lichter im Flu?
Sanft kr?uselt ihn das Ruder im Morgengrauen Pulsierende Srerne in der Tiefe deiner Augen...
Sie tauchen in Nebel aus durchsichtiger Trauer
So breitet der Abend seine H?nde über das Meer
Mit der W?rme des Winters und dem Zittern des Herbstes Dem Tod, der Geburt, dem Dunkel, dem Licht
Das Mark meiner Seele lebt auf, bebendes Weinen
Und wilder Taumel umfassen den Himmel -
Taumel des Kinds, wenn es den Mond fürchtet!
Die B?gen der Wolken schlucken die W?lkchen
Und l?sen sich tr?pfchenweise in Regen auf
Die Kinder lachen zwischen den Weinst?cken
Und ins Schweigen (1er V?gel auf den B?umen
Prasselt die Regenhymne..
Regen...
Regen...
Regen..


Der Abend g?hnt, und immer noch
Vergie?en die Wolken ihre schweren Tr?nen
So stammelt ein Kind vor dem Einschlafen
Da? seine Mutter gewi? wiederkommt
Denn seit einem Jahr steht es auf und findet sie nicht Und wenn es dann fragt, wird geantwortet: "Ubermorgen kommt sie..."
Bestimmt kommt sie wieder
Obwohl die Kameraden flüstern
Da? sie dort am Hang in den Gr?bern schl?ft
Sich von Staub und Regen n?hrt
So holt ein trauriger Fischer seine Netze ein
So flucht er auf Wasser und Schicksal
Und wo der Mond sinkt, verstreut er sein Lied
Regen...
Regen...
Wei?t du nicht, welchen Kummer der Regen bringt? Wie die Rohre schluchzen, wenn er niedergeht?
Wie der Einsame sich darin verloren fühlt?
Ewig wie das Blutvergie?en, wie die Hungernden
Wie die Liebe, die Kinder, die Toten - das ist der Regen! Deine Augen begleiten mich durch den Regen
Und Blitze streichen mit Sternen und Muscheln

über die Wellen des Golfs an die! Küste des Irak Als sorgten sie für den Sonnenaufgang
Dann spannt die Nacht eine Decke aus Blut darüber Ich schreie zum Golf: "0 Golf
Du bringst Perlen, Muscheln und Verderben" Schluchzend kehrt das Echo zurück:
"0 Golf
Du bringst M!scheln und Verderben..."
Fast h?re ich, wie der Irak Donner und Blitz
In Bergen und Ebenen speichert
Damit die Winde
Keine Spur von Thamud im Tal lassen
Wenn die M?nner ihr Siegel brechen
Fast h?re ich, wie die Palmen den Regen trinken H?re die D?rfer st?hnen und die Flüchtlinge
Die mit Ruder und Segel Stürme und Donner
des Golfs bek?mpfen
Sie h?re ich singen:
"Regen...
Regen...
Regen...
Hunger im Irak
Die Erntezeit streut den Gewinn
Als Futter Raben und Heuschrecken hin

Und Stroh und Steine mahlen die Mühlen
Die sich auf den Feldern drehen, um welche Menschen stehen
Regen...
Regen...
Regen...
Wieviele Tr?nen vergossen wir nicht in der Nacht
vor der Ausfahrt
Und aus Angst vor Tadel schoben wir den Regen vor... Regen...
Regen...
Seit wir Kinder waren
Bew?lkt sich der Himmel im Winter
Und Regen str?mt
Aber jedes Jahr, wenn die Erde grünt
Hungern wir - kein Jahr verging im Irak ohne Hunger Regen...
Regen...
Regen...
In jedem Regentropfen liegt als Keim
Das Rot und Gelb der Blumen
Jede Tr?ne (.1er Hungernden und Nackten
Jeder vergossene Tropfen vom Blut der Sklaven
Ist ein L?cheln in Erwartung eines neuen Mundes



Eine Brust, die sich am Mund des S?uglings r?tet
In der jungen Welt des Morgen, der Spenderin des Lebens! Regen...
Regen...
Regen...
Grün wird der Irak sein vor Regen..."

Ich schreie zum GoIL "0 Golf
Du bringst Perlen, Muscheln und Verderbeii" Schluchzend kehrt (las Echo zurück:
"0 Golf
Du bringst Muscheln und Verderben."
Seine vielen Gaben verstreut der Golf
Auf dem Sand: salzigen Schaum, Muscheln
Und das Skelett eines elend Ertrunkenen
Er war einer der Flüchtlinge, trank beharrlich den Tod Aus Graben und Grund des Golfs
Aber im Irak schlürfen tausend Schlangen den Duft
einer Blume
Die der Euphrat mit seinem Tau n?hrt.
Und ich h?re wie das Echo

Im Golf klingt
"Regen...
Regen...
Regen...
In jedem Regentropfen liegt als Keim
Das Rot und Gelb der Blumen
Jede Tr?ne der Hungernden und Nackten
Jeder vergossene Tropfen vom Blut der Sklaven
Ist ein L?cheln in Erwartung eines neuen Mundes
Eine Brust, die sich am Mund des S?uglings r?tet
In der jungen Welt des Morgen, der Spenderin
des Lebens."

Und der Regen str?mt...


I. Auflage 1995
@ 1995 Verlag Das Arabische Bvtcb, Berlin
Alle Rechte vorbehalten
Umsehlagentwurf: Khalid Al-Maaly 1 Stefan Weidner unter Ver wendung einer Kalligraphie von Mohammed Said Saggar und einer Zeichnung von Hiltrnd Zierl.
Arabischer Satz: Manshurat AI-Diamel; K?ln.
Printed in Germany