es ging um die Samariter der Nächte, die den Tagen rote Himmel verpassen
wollten. um die, die sich mit Asphaltpuder bedeckt schlafen legten.
um Andromedakinder, die Gendarmerie hennagefärbter Frauen
und die Vereinigung der Kubateure. und so ging es auch
um träumerische Unterwerfung und Unterwürfigkeit. um Chili-Erde
und Berührungsböden. um den Schnee
am Fuße des Schnees. wie es auch um das in Wasser enthaltene Wasser ging.
es ging darum, eine molekulare Heimat zu finden. und darum, für den Weg
dorthin atheistische Propheten anzufordern, sie
und ihre schmackhaft bittren Oblaten aus Essenz. und sich vorzubereiten
auf die Ankunft in einer semiotischen oder einfach nur echten Nova. darum
im Wesentlichen ging es. um das Beheben der Atlantis-Cluster in dir.
und um die mit den Bourbon-Jacken, die im Halo der Dunkelheit
auf den Lohn ihrer Arbeit an einem Basar
für junge Philosophien warteten. also auch um den Körper, als Sphäre
(Fähre) von Zuversicht.
es ging um die Einrichtung eines Netzwerks von Ministerien
für Offenheit, so wie es beinahe immer um Kleekristalle ging. die Kleekristalle
in deinen Händen, die jeden Tag von deinen Händen
zu deinen Händen wurden. um die Kleekristalle auf den Friedhöfen
mit ihren sandigen Fußwegen, Fußwesen. und es ging sehr
auch um die wahrscheinlich Subtilitätsingenieure, die Partituren
in den Stahlbetonstahl flochten. dort,
wo es um eine Wohnsprache für unsere Leiber ging. um Gebäude,
die rochen (beinahe dufteten), als wären sie noch nicht gebaut.
um unsere Stromkerne und das Gegengewicht
Mond mit seiner verfälschten Neil-Armstrong-Farbe in einem,
so nahmen wir an, entstellten Barbiegesicht. es ging darum, dass es darum ging.
um das Darum. um das Daran. das Davon. um das Glück in mobilen Großstädten,
bewohnt von statischen Ichs.
worum es ging, waren aus unserer Perspektive auch (und auch aus unserer Perspektive)
sanft übersteuerte Wolken. oder Blüten, die wie Kirschen
in Apfelbäumen hingen. es ging um den Dschungel Zeit,
der sich im Malewitschquadrat unseres Verstandes allmählich verlor. und
nicht minder ging es um die elegischen Tätowierungen
mittlerer Bankangestellter, die nicht verantwortlich waren
für die Übelmaschine, die sie bedienten. nicht minder auch um in Sichtbarkeit
übergegangene Atome: die Atome einer geliebten Hand. die Aromen
einer geliebten Hand. die Blumen in einer Hand, die zu dir gehörte, auch
wenn sie nicht deine war. es ging im weitesten Sinn
beinahe darum, dass wir nicht mehr wussten, in welchem Zusammenhang wir
eigentlich von Lakoniknixen und Ikebanamobiliar
hatten sprechen wollen. sprechen können. hätten sprechen dürfen
(wahrscheinlich ›sprechen‹). jeden Tag
ging es um Wolken in Form von Wolken. um die Abschaffung
von Monoversitäten. um die richtige Mischung von Störgeistern und Geistesgestörten.
es ging darum, dass Zimmer nicht eingerichtet wurden
wie für abgerichtete Bewohner. es ging also um einen aktivischen Schwarm
unabhängiger Engel, darum, mit ihnen auf Wörtern Wellen zu schlagen,
ohne den Rand der Wörter als Strand
zu verstehen.
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Ron Winkler was born in 1973 and lives in Berlin and Jena. He broke through as a poet in 2004 with the collection vereinzelt Passanten (Here and There Passers-by). Berlin Verlag published his collection Fragmentierte Gewässer (Fragmented Bodies of Water) in 2007, followed by Frenetische Stille (Frenetic Silence) in 2010.
Ron Winkler writes for a generation in which “from birth onwards / nearly everybody inhabits a telephone”. In his poetry he demonstrates in a sometimes hilarious, sometimes unsettling way how an ever greater part of what in the previous century we used to call ‘reality’ for the sake of convenience, has been expanded and shrunk to a virtual universe in which the tactile and audible are constantly zapped, sampled, filtered and twittered. The consequence is that “on a word level, our thought collapses into fragmented, labyrinthine and ridiculously large-scale concepts”. Winkler’s poems seize their chance in this area. He defines them as poems in which “the security protocols meant to guarantee the regular paths of communication have been disabled”, as poems which are “hyperlinks to a reality of one’s own making”. In this self-made reality Winkler operates with humour and irony, Googles and juggles with words, and always manages to beat a path, with unexpected twists, through to poetry’s eternal themes:
say we’re coated with digital lacquer. and that
there’s no such thing as angora concrete. only love, arranged in
a blizzard of feelings.
(from ‘Second Urban Panneau’)
Winkler is the founder of the poetry magazine intendenzen, of which there have been eleven issues so far. He is also creating a furore as a poetry translator, and he recently edited Schwerkraft (Gravity), an anthology of poetry by young Americans.
In 2005, Winkler received the Leonce-und-Lena poetry prize. The jury report made mention of his successful attempt “to update the nature poem and make it function as a frame of reference for modern experience”, while the jury of the 2006 Mondseer Lyrikpreis proclaimed that “Ron Winkler has managed to put the rock & roll back into poetry.”
http://www.poetryinternationalweb.net/pi/site/home/index/nl