Bäume
Ein kahlköpfiger Baum
schlägt eine Wurzel über die andere
und lehnt sich mit seinem Stamm gegen den Wind.
Wann immer sich eine Hacke ihm nähert oder eine Säge,
setzt er sich eine Perücke aus Vögeln auf,
die auf ihm herumwippt wie ein Springbrunnen,
und sein Rascheln wird ein Zischen!
Ein Baum im Park
liebte einst eine Statue.
Doch solange sie lebten,
umarmten sie sich nie.
Voll Kümmernis beobachtete er,
wie Vögel in ihren Ohren nisteten.
Die Statue aber blickte voller Neid,
wenn der Baum bei wehendem Winde
hin und her schwankte.
Ein Baum,
der sah einst hochmütig auf seinen Nachbarn herab,
weil er selbst zu einer Gitarre gemacht wurde,
der andere aber zu Holzschuhen.
Manchmal war er auch stolz,
wenn ein verliebtes Paar in seinem Schatten ruhte
und im Schatten des andern eine Schlange.
Ein Baum
heilte einst sein Bein
wenn es vom langen Stehen wund war
mit den Harztränen seiner Augen.
Der Dschungel und das Gesetz
Wenn es stimmt, dass der Löwe,
wie man sagt, sein Revier mit Urin abgrenzt
und die Löwin ihren Mann nicht betrügt,
und dass auch die Füchsin sich von keinem Leoparden
anstelle ihres Fuchses verführen lässt,
– dann ist alles, was man über den Dschungel hört,
er sei gesetzlos
und schwände dahin, sobald wir Hand an ihn legen,
nichts als eine mutlose Entschuldigung,
vorgebracht von ängstlichen Hasen
und Schlangen, die, kaum dass ihr Auge
auf Gazellenbeine fällt,
neidisch aufseufzen,
sich an ihren Schöpfer heranschleichen
und ihn beißen.
Der einäugige Diktator
Ich werde sein verbliebenes Auge verteidigen,
nur damit er dereinst seine Richter sehen kann,
jene, die seinen Häschern entkamen.
Niemand hat dem Diktator sein Auge ausgeschlagen.
Er war nur so verliebt ins Zielen,
dass ihm sein anderes Auge hinderlich war.
So stach er es sich mit dem Finger selber aus
und legte ihn anschließend wieder an den Abzug.
Die Rosine des Dichters
Er war als Dichter in der Lage
ein Gebirge durch ein Nadelöhr zu befördern
Paprikaschoten mit grünem Flaum zu überziehen
und sie fliegen zu lassen
und war erfinderisch genug
aus einer Rosine ein Festmahl zu bereiten
und vieles mehr...
Jedoch die Zeit, in der er lebte
umfing ihn mit zersetzender Kraft
bis er einsam in der Dämmerung stand.
Die Nadel durch die er einst das Gebirge gezwängt
durchstach ihm seinen Hals
und die Rosine reichte nicht einmal mehr
dass ein Vögelchen es mit sich selber teilen konnte