Amerika, zieh Deine Truppen ab aus den Rosengärten und Weizenfeldern unseres Landes, damit Gott in unsere zur Hölle gewordenen Gebetshäuser zurückkehrt und seine großartige Barmherzigkeit wieder walten läßt.
Ziehe alle Deine Einheiten und Heeresgruppen ab, damit wir mit Bulldozern den Dreck Deiner großen Lügen wegräumen können.
Wir wollen Deine verachtenswerte Moral jetzt beseitigen und Deine verwesende imperialistische Zerstückelungspraxis begraben.
Oh Du Extremistin, die Du wie ein engstirniger Esel bist, der seine Symphonie damit beginnt, das Morgengrauen der Welt im Napalm der Bomben zu ertränken. Wenn Deine Kampfflugzeuge ein Haus in Sadr-City oder Falluja bombardieren, zerbersten viele Stockwerke des Empire State Building. Die irakischen Gänse fliegen auf, voller Angst vor dem Maschinengewehrfeuer Deiner Soldaten, welche das Netz unserer Flussläufe und die Bauten unserer alten Zeit zerstören.
Unser Land ist nicht Troja, und Göttervater Zeus nicht unser Herr. Wir sind fünf Völker und fünf Sprachen, vier Religionen und Tausende Konfessionen und Bekenntnisse. Bei uns funktionieren nicht die Rezepte Deiner Politik, die von ignoranten CIA-Leuten und Pentagongenerälen in geheimen Kellern zusammengebraut wird.
Amerika, um Deine nun von der Grippe heimgesuchte nationale Würde zu bewahren, muss Ahmad al-Chalabi, Agitator des ‚Gesetzes zur Befreiung des Irak’, vor Gericht gestellt werden, da er die Senatoren und die Milliardäre des US-Senats betrogen hat. Kanaan Makkieh muss der Prozess gemacht werden, weil er Präsident George W. Bush und die Idioten in Pentagon und State Department mit seiner Aussage: „Das irakische Volk wird euch mit Blumen und Süßigkeiten empfangen.“ betrogen und hineingezogen hat. Jetzt, wo sich die Versprechen als leeres Geschwätz herausgestellt haben, sollten Abdelbari Atwan und seine Zeitung al-Quds al-Arabi vor Gericht kommen, weil er den Henker des irakischen Volkes verteidigt und ihn zur Ermordung der palästinensischen Flüchtlinge im Irak angestiftet hat. Und den Moslembrüdern bei al-Jazeera-TV sollte man den Prozess dafür machen, dass sie die Hornissen der al-Kaida zu den Nachtigallennestern hoch oben in den Wipfeln der Palmen im Irak schicken.
Amerika, entferne Deine Militäreinheiten jetzt aus dem Frühlingswind und den Hoffnungen der Lieder unseres Landes und spüle das Projekt ‚Greater Middle East’ im Klo hinunter.
Seit Beginn Deines Angriffs sind 600.000 Menschen im Irak getötet worden. 600.000 Blumen wurden vor ihrer Zeit gepflückt.
Dein ‚kreatives Chaos’ wird deine Wirtschaft ruinieren und Deine Banken zwingen, ihre Pforten zu schließen. Du wirst verflucht arm sein, wenn der Steuerzahler nichts mehr hat, das er für Deinen Militäretat hinblättern kann.
Wir sind Dir ehrlich dankbar dafür, dass Du uns vom Schwert des Tyrannen Saddam Hussein befreit hast, und der Sense des Todes seiner faschistischen Herrschaft. Wir danken Dir, uns vor dem geheim gehaltenen Tod in seinen Massengräbern bewahrt zu haben, die nur der Arabischen Liga, den Geheimdiensten der arabischen Länder und dem Fernsehsender al-Jazeera bekannt sind.
Nun aber wollen wir ohne den Lärm der Geschütze und Raketen schlafen, der den Seidenschleier über den Träumen unserer Kinder zerfetzt.
Wir wollen endlich unsere Straßen und Parks vom Müll Deiner Panzereinheiten säubern.
Wir wollen unsere Toten begraben und unsere Häuser, Schulen, Krankenhäuser und Museen wieder instand setzen.
Der Regen, die Vögel und die Schmetterlinge haben das Land verlassen,
Schildkröten und Blumen sind verhungert und verwelkt,
und die Gewitter am Himmel unseres Landes haben Deinen intelligenten und unintelligenten Bomben ihre Arbeit überlassen.
Wir wollen Deine Demokratie nicht, die unsere Träume zermalmt und unsere Alleen zu Sorgenpfaden macht.
Dein Angriff auf unser Land ist ein langes Saugrohr, durch das nun schon seit vier Jahren unsere Ölmilliarden abgepumpt werden.
Wie kann der Mensch sich wohl fühlen, wenn gleichzeitig die Nachrichten über Deine Verbrechen die Sterne der Welt füllen?
Können unsere Kinder zur Sonne, zu ihren Schulen, gehen, solange Autobomben ihre Körperteile durch unsere krebsbefallenen Straßen schleudern?
Amerika,
„an dem Biss einer Kobra zu sterben, (1)
ist nicht das gleiche, wie an vergammeltem Schweinefleisch.
Einige ertrinken im Sumpf oder im Meer,
andere sterben in dunkler Nacht durch die Hand eines Mannes mit zottigem Haar.
Es gibt den Tod, wie er die Hexen der Jeanne d’Arc getroffen hat,
den erschreckenden Tod, wie ihn Boris Karloff erlitten hat,
und den Tod, den man nicht spürt, wie das Sterben bei der Geburt.“
Wir aber sterben jetzt zu Tausenden an unseren Arbeitsplätzen, in den Universitäten, den Restaurants und Moscheen.
Wir sterben an den Autobomben, die aus der Ferne gezündet werden.
Wir sterben zu Tausenden an den Sprengstoffgürteln junger Männern, die den Höhlen des Mittelalters entstiegen sind, um in unserem Land ihre Rechnung mit Amerika zu begleichen.
Was sollen wir nun mit den bewaffneten Milizen machen, und was mit den sunnitischen und schiitischen Todesschwadronen?
Die todesmutigen Männer sind nun die Monde und die Weisen unseres kranken Landes. Sie vergessen es, ihre menschlichen Träume am Leben zu halten, und töten sich gegenseitig an einsamen Stellen und in dunklen Gassen im Namen der Religionsgemeinschaft, während das staatliche Fernsehens das Motto verbreitet:
Sunnitische und schiitische Brüder,
verkaufen wir doch diese Heimat!
Einen Scheiß werden wir!
Im Namen der Religion haben sie die Ehre der Heimat gefickt.
Die Milizen
und die konfessionellen Todesschwadrone.
Die Selbstmordattentäter
und die Autobomben,
die aus menschlichen Körpern
in den Straßen herumliegende Fetzen machten,
wie die Häute und Knochen im Schlachthof.
Der von uns erwartete American Way of Life
hat unsere jungen Mädchen dazu gebracht, sich verschleiert schlafen zu legen, verschleiert einkaufen und in die Universitäten zu gehen.
Unsere extremistischen religiösen Parteien, denen das Saddam-Regime die Demokratie vorenthalten hatte,
haben die Kinos geschlossen
und die Bars,
die Musikläden und die Parks.
Die Regierung bemächtigte sich des Mediennetzes, das Bremer geschaffen hatte, damit es wie die BBC klingt.
Finanziert aber wird es aus den Steuern der einfachen Leute.
Es sind Sender des Mordens und der Anstiftung zum Mord im Namen der Religion und der amerikanischen Demokratie
Es sind schiitische Satellitensender.
Es sind sunnitische Satellitensender.
Sender, um Köpfe abzuschlagen und Körper zu durchbohren,
Sender für Entführungen und Hinterhalte,
Sender für Abdelkader al-Kailani
und Sender der Nachkommen des Propheten (zum Wehklagen und Geißeln, 24 mal im Jahr, aus Anlass ihrer Geburt und ihres Todes).
Es sind Sender des Wahhabismus
und Sender des Baathismus,
Sender für Ochsen,
Sender des Hitlertums,
Sender für Schwafler
und Sender für Schweine und für Hitler-Nationalismus.
Amerika, zieh Deine Truppen aus den Ruinen unseres Landes ab,
geh weg, und begleiche Deine Rechnungen mit der al-Kaida und dem internationalen Terrorismus irgendwo weit entfernt von unserem Volk.
„Wir hassen dich nicht. (2)
Wie sollten wir den spielerisch lästigen Donner hassen?
Wie sollten wir das knochige Maul des Esels hassen?“
Wer hat die Kasernen unseres Militärs zerstört und wer die Soldaten und Polizisten entlassen?
Wer hat unsere Grenzen zu offenen Toren für die Männer der al-Kaida gemacht?
Überall und immer wieder wurden unsere Kinder und Alten von Geschossen aus den Maschinengewehren der Marines und den Infanteriebrigaden so schmerzhaft getroffen.
Unsere Zukunft liegt nun hinter uns, und die Menschen verlieren fast den Verstand angesichts von Gewalt, Unterdrückung und Mord.
Die Menschen unseres Land haben sich nicht daran gewöhnt, dass ihnen schwarze Säcke übergestülpt und sie, die Hände auf dem Rücken, gefesselt werden.
Sollen wir die Vergewaltigungen unserer jungen Mädchen vergessen?
Sollen wir Deine skandalösen und barbarischen Verbrechen im Gefängnis von Abu Ghuraib vergessen?
Sollen wir den vielfachen fehlgeleiteten Beschuss durch Deine Artillerie und Flugzeuge vergessen, wodurch in Stadt und Land die Armen getötet und ihre Häuser zerstört wurden?
Amerika, zieh Deine Truppen ab aus der Nacht unseres Landes.
Malmö, 22.03.2006
Nasif al-Nasiry ist irakischer Dichter und lebt in Schweden.
Übersetzung von Gert Himmler