Abbas Beydoun

"Die Prosadichtung Abbas Beydoun ist vor allem auf die jüngere und jüngste Generation von großem Einfluß und wird über alle poetischen Schulen hinweg geschätzt."

Stefan Weidner "Die Farbe der Ferne. Moderne arabische Dichtung"
"Abbas Beydoun wirkt in seiner Dichtung dem Streben der klassischen Poesie nach sprachlicher Schönheit und Perfektion entgegen. Er legt den Akzent auf eine schlichte, einfache Sprache, die frei ist von dekorativen, manieristischen und demonstrativen Elementen. Vor dem Hintergrund der im Bürgerkrieg erfahrenen instabilen, fragilen, unvollkommenen Realität strebt Beydoun nach einer geschwächten, gebrechlichen Sprache, die diese Wirklichkeit widerspiegelt. Dichten heißt für ihn, nicht sprachliche Stärke, sondern Schwäche zu üben."

Leila Chammaa "Abbas Beydoun – ein Porträt"
"Seine Lyrik verzichtet auf sprachlichen Schmuck und setzt statt dessen auf ungewöhnlich, oft verblüffende Metaphern und Bilder. Aufgrund dessen ist sie zwar der Übersetzung zugänglich, inhaltlich jedoch von einem Schwierigkeitsgrad, der in der deutschen Lyrik etwa mit Celan oder Hans Meister vergleichbar ist."

Stefan Weidner über Abbas Beydoun
"Urplötzlich wurde es ihm klar, und zwar in seiner ganzen Dimension. Anfangs hielten es alle für eine Stärke, aber es war einfach nur Schwäche. Wäre ihm das bewusst gewesen, so hätte er erkannt, dass ihm nicht nur Tränen fehlten, sondern im Grunde genommen das Leben. Urplötzlich wurde ihm dies klar, doch beunruhigte es ihn nicht weiter. Im Großen und Ganzen fühlte er sich geschützt. Er registrierte lediglich, dass seine Sinnesorgane schwerfällig und schwach waren."

Abbas Beydoun "Blutanalyse" (übersetzt von Leila Chammaa)
Bibliografie
Gedichte, in: Stephan Weidner, "Die Farbe der Ferne", H.C Beck-Verlag 2001
Gedichte in: Khalid Al-Maaly, "Zwischen Zauber und Zeichen. Moderne arabische Lyrik von 1945 bis heute", Das Arabische Buch Verlag, Berlin 2000.
Gedichte in: Diwan, Zeitschrift für arabische und deutsche Poesie, Nr. 4 (Oktober 2002)
Politische Essays in Faz, die Zeit und taz

Abbas Beydoun

zählt zu den renommiertesten libanesischen Autoren. Er ist Lyriker, Journalist, Essayist und Literaturkritiker. Er wurde 1945 in einem Dorf im Südlibanon geboren und wuchs in der nahegelegenen Hafenstadt Sur (Tyrus) auf. Nach dem Studium der arabischen Literatur an der Libanesischen Universität in Beirut war er einige Jahre als Arabischlehrer tätig. Von 1977-1978 studierte er Islamwissenschaft an der Pariser Sorbonne. Nach seiner Rückkehr in den Libanon arbeitete er bei verschiedenen libanesischen Zeitungen als Kulturredakteur. Seit 1997 ist er Feuilletonchef der libanesischen Tageszeitung as-Safir.

Als Journalist und Essayist ist Beydoun weit über die Grenzen des Libanon hinaus für sein sozial- und kulturpolitisches Engagement bekannt. Auch im deutschsprachigen Raum ist sein Name nicht unbekannt. Von ihm sind in der deutschen Presse insbesondere nach dem 11. September 2001 Artikel erschienen, die von seinem schonungslos kritischen Ansatz zeugen. Eins seiner Themen ist das Verhältnis zwischen der westlichen und der arabisch-islamischen Welt. Beydoun beleuchtet historisch bedingte Missstände in der arabischen Welt, die als Spätfolgen der europäischen Kolonialpolitik ihren Ausdruck in vielen Bereichen des gegenwärtigen Lebens wie auch in der Beziehung zum Westen finden (Die Zeit, 13.12.2001). Gleichzeitig fordert er von den arabischen Intellektuellen, die eigene Rolle zu reflektieren und Verantwortung am aktuellen Geschehen und an den tief verankerten sozialpolitischen Strukturen und Missständen in der arabischen Welt zu übernehmen (FAZ, 9.11.2001).

Zum Weiterlesen:
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